In Athen gehen die Lichter aus

Es sind auch die Profiteure, die, im besten Einvernehmen mit den Linken im Parlament, für eine Rückkehr zur Drachme plädieren. Sie spekulieren darauf, dass sich ihr Vermögen dann vervielfachen werde und sie in aller Ruhe beträchtliche Teile des Staatseigentums kaufen können. Der griechische Staat ist nämlich – Euro hin, Drachme her – gezwungen, große Teile seines Eigentums zu privatisieren, es fehlt ihm an Geld.

Die dritte verhängnisvolle Koalition besteht zwischen der jeweiligen griechischen Regierung und den Landwirten, die ebenfalls Mitglieder der Partei der Profiteure sind. Seit dem Beitritt Griechenlands zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) im Jahr 1981 beklagen alle Regierungen das Los der »armen griechischen Bauern«, die ein besseres Leben verdienten. Dieses bessere Leben haben sich die Landwirte durch die Agrarsubventionen der Europäischen Union längst gesichert.

Die Subventionen wurden willkürlich und ungeprüft an die Bauern verteilt, ohne darauf zu achten, ob die angeforderten Zuwendungen überhaupt der tatsächlichen Produktion entsprachen. Die Bauern verscharrten ihre Produkte, gaben falsche Zahlen an – und kassierten. Obendrein gewährte die Griechische Landwirtschaftsbank ihnen auch noch großzügig Kredite, die bis heute nicht zurückgezahlt worden sind. Die Bauernfreunde in den Regierungsparteien haben jedenfalls allen Druck vermieden. Sie brauchten die Stimmen der Landwirte und ihrer Familien. Jetzt ist die Griechische Landwirtschaftsbank pleite, und die Bauern kutschieren mit ihren Cherokee-Jeeps über die Dörfer.

Die zweite der vier Parteien, aus denen Griechenland mittlerweile besteht, könnte man die »Partei der Redlichen« nennen, ich nenne sie lieber »Partei der Märtyrer«. Zu ihr gehören die Besitzer von kleineren und mittleren Unternehmen, deren Arbeitnehmer und die Freiberufler, zum Beispiel Taxifahrer oder Techniker. Sie widerlegen die in Europa verbreitete Ansicht, die Griechen seien bequem und scheuten die Arbeit. Sie alle arbeiten hart und zahlen regelmäßig ihre Steuern. Die Partei der Märtyrer ist zwar von den vier außerparlamentarischen Gruppierungen die größte, sie ist aber nicht stark genug, um Koalitionen zu schmieden. Deshalb wird sie von allen Seiten ausgebeutet. Die Märtyrer werden von der Krise am härtesten getroffen, daher der Name.

kassandra