In Athen gehen die Lichter aus

Zwei Schulen, zwei Menschentypen – das ist Griechenland. Die einen in den armen, die anderen in den wohlhabenden Vierteln. Man sieht, wie verschieden die Jugendlichen schon sind. Eltern aus den reichen Quartieren schenken ihren Kindern ein Auto, wenn die mit Mühe das Abitur geschafft haben. Sie dulden nicht, dass ihre Sprösslinge wie die normalen Studenten mit dem Bus in die Uni fahren.

Eine Journalistin, die vor einem Arbeitsamt Stoff für einen Bericht sammelte, sprach einen jungen Mann an. »Sie dürfen meinen Namen nicht schreiben«, beschwor er sie. »Meine Mutter weiß nicht, dass ich arbeitslos bin und hier stehe.«

Ich selber wartete Anfang dieser Woche an einer Haltestelle auf den Bus. Da zeigte ein fremder alter Herr auf die altbekannte Schlange der Taxis. »Keiner nimmt mehr ein Taxi«, sagte er. »Und den Stau auf den Straßen gibt es auch nicht mehr so oft wie früher. Man fährt einfach weniger Auto, weil das Tanken Geld kostet.«
»Ja, es sind schwierige Zeiten«, antwortete ich.
»Ach was«, versetzte er, »ich bin in den vierziger Jahren aufgewachsen, in der Zeit der großen Armut. Wissen Sie, ich ging barfuß in die Schule, weil ich nur ein Paar Schuhe hatte und sie schonen musste.«

kassandra