In Athen gehen die Lichter aus

Die Streiks in den Behörden und Staatsbetrieben mit Demonstrationen, die mitunter wöchentlich abgehalten werden wie die berühmten Montagsdemonstrationen in Leipzig, sind nur ein letzter, verzweifelter Versuch der Moloch-Partei, ihre Privilegien zu sichern oder wenigstens zu retten, was zu retten ist.

Die Folgen tragen die Menschen der Partei der Märtyrer. Bei Demos wird gerne mal das Zentrum von Athen gesperrt, und die Läden werden aus Angst vor Ausschreitungen geschlossen. Wenn die Fahrer der öffentlichen Verkehrsmittel streiken, was dauernd geschieht, ist das Stadtzentrum wie leer gefegt. Die Geschäfte verlieren die wenigen Kunden, die noch etwas kaufen können. Und die Arbeitnehmer müssen, wenn Busse und Bahnen streiken, mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit gelangen. Das kostet sie oft ein, zwei Stunden. Aber sie können es sich auch nicht leisten, zu Hause zu bleiben, weil sie um ihren Arbeitsplatz fürchten, die Märtyrer.

Wer begriffen hat, dass die einen ihren Vorteil auf Kosten der anderen suchen, sieht auch, wie sehr es in der griechischen Gesellschaft an Solidarität mangelt. Es sind die Schwachen, die den Preis für den Kampf der Gewerkschaften gegen Regierung und deren Sparmaßnahmen zahlen. Sie werden zu Geiseln der Gewerkschaften.

Die letzte und vierte Partei der griechischen Gesellschaft ist die, um die ich mir am meisten Sorgen mache. Es ist die »Partei der Aussichtslosen«: all die jungen Griechen, die tagelang vor dem Computer sitzen und im Internet verzweifelt nach einem Job suchen – irgendwo auf der Welt.

Sie sind nicht Gastarbeiter wie ihre Großeltern, die in den sechziger Jahren aus Makedonien und Thrakien nach Deutschland zogen, um Arbeit zu suchen. Diese jungen Leute hier haben einen Uni-Abschluss, manche sogar den Doktortitel. Doch sie wandern vom Studium direkt in die Arbeitslosigkeit.

kassandra