Griechisch für Fortgeschrittene

Noch vor ein paar Wochen blickte die ganze Welt auf Griechenland – besonders die deutschen Medien urteilten hart gegen die vermeintlichen „Betrüger der Eurofamilie“. Es ist höchste Zeit, einiges gerade zu rücken.

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Griechisch für Fortgeschrittene

Wir saßen auf der Terrasse, auf dem Tisch standen eine Schüssel mit Bauernsalat, gebackener Feta, Zaziki, gegrillte Lammkoteletts, mit Reis gefüllte Paprika und zwei Flaschen Retsina. Meine Mutter hatte eine alte Platte mit griechischen Volksliedern aufgelegt. Theodorakis. Es war Mitte August in Thessaloniki. Und es war nicht das erste Mal, dass ich in dieser Runde von elf, zwölf Griechen über Deutschland erzählte.

Viele meiner Verwandten kennen Deutschland. Allerdings das Deutschland der Sechziger-, Siebziger- und Achtzigerjahre, die alte Bundesrepublik. Das neue Deutschland kennen sie nur aus den Nachrichten. »Die Deutschen sind unsere Freunde«, sagte ich und erntete Kopfschütteln. In Deutschland mag das Thema »Griechenlandhilfen« etwas in den Hintergrund gerückt sein, man streitet sich nicht mehr wie noch vor wenigen Wochen über die Griechen und ihre Finanzen, sondern über die Integration von Türken und Arabern.

In Griechenland aber hat die Empörung darüber, wie die deutschen Medien über den »Fall Griechenland« berichtet haben, nicht nachgelassen. Viele Menschen fühlen sich falsch verstanden – und für mich war es das erste Mal, dass ich in dieser Runde Deutschland verteidigen musste.

»Wenn sie unsere Freunde sind, warum beschimpfen sie uns als Betrüger, Schmarotzer und Taugenichtse, warum schreibt die Bild-Zeitung solche Lügen über uns?«, fragte meine 74-jährige Tante Eleonora, die 24 Jahre in den Lagerhallen von Bosch in Stuttgart Böden geschrubbt hat und die Deutschen damals für ihre Ehrlichkeit, ihren Anstand lieb gewonnen hatte.

kassandra