Griechenland gehört zu uns

Dem Land kann geholfen werden: Durch Teilnahme an der Energiewende, mit Infrastrukturprojekten und mit Beschäftigungsgesellschaften für die Jugend.

Viel Aufmerksamkeit hat sich zuletzt auf kleinliche Streitigkeiten zwischen Paris und Berlin gerichtet.

Dabei geriet aus dem Blick, dass die Meinungsverschiedenheiten zwischen der deutschen Bundeskanzlerin und dem französischen Staatspräsidenten über die Finanzhilfe für Griechenland nur eine Nebensache berührten. Die Frage, ob bei einem Rettungsplan für Athen auch die Gläubiger griechischer Staatsanleihen einbezogen werden, ist müßig. Denn in jedem Fall wird das Geld der Steuerzahler gebraucht: wenn die anderen Staaten Griechenland helfen ebenso wie in dem Fall, dass die Gläubiger wirklich einen Teil der Lasten tragen. Denn diese Gläubiger sind in Wahrheit französische oder deutsche oder andere Banken. Wenn diese Geldinstitute in Schwierigkeiten geraten, weil sie griechische Staatsschulden abschreiben müssen, dann kommen wieder die staatlichen Garantien für Banken ins Spiel. Auf gut Deutsch, am Ende geht es zulasten der Steuerzahler.

Viel wichtiger ist es, zu erkennen, dass Griechenland durchgreifend geholfen werden muss. Das gilt auch für den Extremfall, dass die griechische Regierung gegenüber ihren ausländischen Gläubigern die Zahlungsunfähigkeit erklärt. Selbst dann – und dann erst recht! – wird es entscheidend, dass Europa die griechische Wirtschaft wieder in Gang bringt. Ich denke dabei nicht exakt an einen neuen Marshallplan, wie er vor einem halben Jahrhundert den Wiederaufbau in ganz Westeuropa ermöglicht hat. Die Ausgangslage ist heute anders: Die Art und Weise, wie die Regierungen das Schuldenproblem Griechenlands seit 2009 behandelt haben, hat die griechische Volkswirtschaft zusätzlich in eine tiefe deflatorische Rezession geführt. Womöglich ist schon das Wort einer Depression angemessen. Jedenfalls ist die tiefe Unruhe in der griechischen Bevölkerung heute für alle Seiten besorgniserregend.

Dabei ist zu beachten: Wir haben eine Schuldenkrise einzelner kleinerer Euro-Länder, keine Krise der Euro-Währung. Selbst der Bankrott eines einzelnen, kleineren Mitgliedsstaates hätte nur eine vorübergehende psychologische Wirkung auf sie. Wenn man die ersten zehn Jahre des Euro mit den vorausgegangenen letzten zehn Jahren der Deutschen Mark vergleicht, dann schneidet der Euro sowohl im Innern als auch nach außen besser ab: Die Inflationsrate im Euro-Raum war geringer, der Wechselkurs des Euro war stabiler. Diese Stabilität des Euro dürfte anhalten. Deshalb ist der Euro heute auch die zweitwichtigste Reservewährung der Welt geworden. Ich gehe davon aus, dass wir in etwa 20 Jahren drei Weltwährungen haben werden: den amerikanischen Dollar, den Euro und den chinesischen Renminbi. Es geht also gar nicht um die Währung, wohl aber geht es um Europa!

kassandra