Griechisch für Fortgeschrittene

Westerwelles Reise nach Athen

Schade, dabei hätte ich ihn gern noch gefragt, warum Bild im Februar dieses Jahres, als die Schuldenkrise Griechenlands ihren ersten Höhepunkt erreichte, als die ganze Welt bereits ahnte, dass Griechenland vor dem finanziellen Ruin steht, nicht über die Athen-Reise von Bundesaußenminister Guido Westerwelle berichtet hatte. Vielleicht lag es am erstaunlichen Grund des Besuchs: Westerwelle verlangte von der griechischen Regierung den Kauf von mehreren Dutzend Düsenjets des Typs Eurofighter. Ein Milliarden-Deal.

Ist das nicht eine seltsame Politik? Auf der einen Seite verlangt Deutschland in Person von Bundeskanzlerin Angela Merkel einen eisenharten Sparkurs von Griechenland und auf der anderen Seite drängt ihr Außenminister, Deutschlands Vizekanzler, das Land zum Kauf veralterter Düsenjets.

Hintergrund: Griechenland gibt 4,7 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Waffen aus. Das ist eindeutig zu viel. Viel zu viel, sagen auch die Griechen. Nicht einmal die USA geben im Vergleich so viel Geld für ihr Militär aus. Aber: Wer profitiert eigentlich davon? Neulich veröffentlichte das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri einen Bericht, nach dem die deutschen Rüstungsexporte ins europäische Ausland in den Jahren 2004 bis 2008 gegenüber dem Zeitraum von 1999 bis 2003 um 123 Prozent zugenommen haben. Hauptabnehmer: Griechenland und die Türkei, die zusammen rund ein Drittel der deutschen Panzer, Fregatten und U-Boote kauften.

Die NATO-Partner Griechenland und Türkei leben im Dauerclinch, rüsten sich gegenseitig hoch, eine Art Kalter Krieg auf Balkanniveau. Deutschlands offizielle Rolle in diesem Streit ist die des Schlichters. Hinter den Kulissen sieht es anders aus. »Deutschland ist die Brennstoffzelle für den griechisch-türkischen Rüstungswettlauf«, sagt der Berliner Rüstungsexperte Otfried Nassauer.

kassandra