Ulmer SPD betreibt Krisenforschung

Genossen lecken ihre Wunden, Rivoir kann keine Schuld erkennen. Die Gründe für das miserable Abschneiden der SPD bei der Landtagswahl gerade in Ulm sind nicht hausgemacht. Darin sind sich die Ulmer Genossen einig. Um ein Haar hätte es nicht gereicht für einen Sitz im Landtag. Mit 24,4 Prozent lag das Ergebnis des Ulmer SPD-Kandidaten Martin Rivoir bei der Landtagswahl am 26. März sogar noch unter den ohnehin schon miserablen Werten der Landespartei.

Lags womöglich daran, dass Rivoirs „Spätzle-Wahlkampf“ politische Magerkost bot? Nein. Die Landespartei hat auf die falschen Themen gesetzt, sagte Rivoir auf der Jahreshauptversammlung des SPD-Kreisverbands Ulm. Atomausstieg, achtjähriges Gymnasium und Unterrichtsausfall an Schulen: Dies habe – merkwürdigerweise – kaum mehr jemanden interessiert.

Hinzu kam nach Ansicht Rivoirs ein weiteres Malus-Trio: Münte, der Müll und Ute Vogt. Die Äußerungen von SPD-Vizekanzler Franz Müntefering zur Rente mit 67 seien „desaströs“ gewesen, auch der Streik im öffentlichen Dienst „hat uns geschadet, weil viele Leute Gewerkschaften und SPD in einen Topf werfen und sagen, eure Freunde sorgen dafür, dass die Straße so aussieht“. Und schlussendlich sei die unglücklich agierende Spitzenkandidatin Ute Vogt bei den Menschen nicht angekommen. Rivoir verhehlt nicht, dass er Ute Vogt als SPD-Landtagsfraktionsvorsitzende für ungeeignet hält. „Sie hätte sich ganz auf die Partei konzentrieren sollen.“ Zu seiner Chefin gewählt habe er sie dann aber trotzdem – mangels mehrheitsfähiger Alternativen.

polis