Die Ulmer SPD hat viele Rezepte für Ulm

Die Ulmer SPD hat viele Rezepte für Ulm

Grünkohl und geschmorter Hund

Die Ulmer SPD hat viele Rezepte für Ulm – unter anderem Kässpätzle und eingemachtes Kalbfleisch. Die SPD-Kandidaten kochen.

Von der Ulmer SPD kann man halten, was man will. Aber: Wenn einer der Genossen in den Gemeinderat gehört, dann der Stadtführer und Reiseleiter Thomas Jetter. Aus zwei Gründen: zum einen, weil er am liebsten eingemachtes Kalbfleisch kocht. Denn wer dieses Gericht liebt, kann kein schlechter Mensch sein. Zum andern, weil Jetter über seiner Körperfülle steht. Wo andere staatsmännisch über ihre Kandidatur räsonieren, sagt er bloß: „Ich kandidiere für zwei Sitze im Ulmer Gemeinderat.“

Wo das zu lesen ist? In einem Kandidatenfächer, der die Kandidaten von Platz 1 (Dorothee Kühne, Käsemakkaroni) bis Platz 40 (Martin Grünitz, Bramata) mit Fotos ihrer Lieblingsspeisen zeigt. „Kandidatenküche. Unsere Rezepte für Ulm“ – so heißt die kleine, von einer Schraube im linken (!) oberen Eck zusammengehaltene Zettelsammlung, die die Genossen zur Kommunalwahl unters Volk bringen. In lediglich 1000 Exemplaren. Wer also wissen will, was Prof. Birgit Liss (Platz 15) kocht, ran an den Speck! Obwohl: Liss kocht nicht selber, sie lässt kochen – und zwar Mutti. Grünkohlsuppe. Und Claudia Riecker (Platz 29) isst nur, sie kocht nur selten („bin berufstätig“). Rezept? Fehlanzeige!

Sage nur einer, der SPD mangele es an Inhalten – im Zweifel wird man in der Gemüsesuppe fündig. Sellerie, Lauch und Karotten eben. Ansonsten? Meist bodenständig-schwäbische Küche. Kässpätzle werden aufgetischt, Linsen und Spätzle sowie schwäbischer Wurstsalat. Ausgefallenes steuern Dr. Haydar Süslü (6, Karniyarik) und Georgios Giannopoulos (8, Paidakia) bei. Dr. Dagmar Engels (3) versucht sich an Rosenkohl Indisch, Martin Grünitz (40) gart den Gott der indischen Küche: Bramata. Nein, bei Bramata handelt sich um Polenta auf Graubündner Art.

Die Idee der Ulmer Werbeagentur Stacheder und Sander ist gelungen. Nur: Drei Eier für ein Kässpätzle-Rezept für vier Personen – das nennt man schwäbisch-sparsam. Da kann die Agentur nichts dafür, sondern die Kandidatin Ulrike Häufele (5). Karsten Sander verbrennt sich die Finger indes an einem Foto. Denn eingemachtes Kalbfleisch sieht anders aus – und nicht wie geschmorter Hund. Sander stellt sich der Kritik: „Das ist natürlich eine kulinarische Katastrophe.“

polis