Ulmer Griechen: Machtwechsel war notwendig

In Griechenland hat das Linksbündnis am Sonntag die Parlamentswahl gewonnen. Wir fragten in Ulm lebende Griechen, was sie sich von diesem Machtwechsel für ihre Verwandten in der Heimat erhoffen.

Georgios Giannopoulos, Informatiker, hatte nicht mit so einer großen Mehrheit des Linksbündnisses gerechnet. Nun aber müssten die Menschen auch abgeholt werden von der neuen Regierung – „und ebenso von Resteuropa“. Bisher hätten die viel zu strengen Sparmaßnahmen nur einseitig geholfen und zum Beispiel keine Arbeitsplätze geschaffen. Es sei an der Zeit, dass Griechenland attraktiv wird für Investoren. „Aus eigener Kraft schafft es dieses Land nicht.“

Konstantinos Kontzinos, IT-Berater, sieht es ähnlich: Notwendig seien zweckgebundene Investitionen, die den Mittelstand fördern, „nicht die Groß- oder gar Rüstungsindustrie“. Schlecht findet er die zuletzt deutliche gestiegene Steuerlast. Kontzinos glaubt nicht, dass sie wieder sinken wird. Haarsträubend sei beispielsweise, dass Griechenland zur Stromerzeugung Heizöl und Braunkohle verbrennt, „anstatt Strom aus Wind- und Sonnenenergie zu erzeugen oder sogar zu exportieren“. Aber dazu fehlten einfach die Investoren. Klar, die neue Partei brauche Zeit, allerdings sind ihm die Konzepte von Wahlsieger Alexis Tsipras „noch ein Rätsel“.

Niko Chidiroglou, seit 40 Jahren Gastronom in Ulm, spricht klare Worte: „Die Leute in meiner Heimat haben die Schnauze voll.“ In den vergangenen 50 Jahren seien weder die Konservativen noch die Sozialisten fähig gewesen, etwas zu ändern. „Jetzt muss ein Retter kommen.“ Griechenland brauche vor allem weniger Beamte, und die restlichen „sollen mehr Leistung bringen“. Aber auch andere Berufsgruppen müssten zu mehr Fleiß und Pflichtbewusstsein erzogen werden, so wie es bereits in Deutschland der Fall sei. Ja, er gebe zu, dass die Griechen „einfach gemütlicher sind“.

Michael Chidiroglou, Hotelfachmann und Sohn von Saloniki-Wirt „Niko“, ist in Ulm aufgewachsen und beobachtet die Politik Griechenlands aus der Ferne. Dennoch: „Wenn sich jetzt nichts ändert, sind wir am Abgrund.“ Als erstes müssten die Löhne besser werden, wenngleich er meint: „So schlecht leben die da unten gar nicht.“

polis