Wohin HfG?

Wenns darum geht, wie das Erbe der Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG) zu wahren sei, kann Alexander Wetzig sich richtig in Rage reden. Drei Dutzend Teilnehmer einer von der SPD-Rathausfraktion initiierten Besichtigung des HfG-Haupthauses auf dem Kuhberg, das Sanierungsbaustelle ist, wurden Ohren- und Augenzeugen; unter ihnen ein HfG-Absolvent des Jahres 1957: Prof. Martin Krampen.

hfg besuchergruppeAlso sprach Wetzig, in diesem Fall nicht mit der Stimme des Ulmer Baubürgermeisters, sondern als Vorsitzender des Rats der Stiftung HfG: „Es will alles finanziert sein. Das Bauhaus in Dessau hat 55 Mitarbeiter. Es erhielt in den vergangenen Jahren 12 Millionen Euro Sanierungsmittel. Jedes Jahr bekommt es einen Zuschuss von mehr als 4 Millionen Euro. In Ulm hat der Vorsitzende des Stiftungsrats dagegen eine Kreditvereinbarung über 4 Millionen Euro unterschrieben. Das nur, um einmal zu zeigen, in welchen Ligen das gespielt wird.“

Natürlich zielte Wetzigs beißender Spott gen Dessau. Von dort aus erhalten die hiesigen Kritiker des von der HfG-Stiftung vorangetriebenen Sanierungsvorhabens – darunter namhafte ehemalige Schüler, Puristen und Bewahrer genau so wie selbst ernannte Hüter der Tradition, alles zusammen genommen eine Art Ulmer HfG-Orthodoxie – kräftige Rückenstärkung. Mit am galligsten protestiert Prof. Philipp Oswalt, der Direktor und Vorstand der Bauhaus-Stiftung, gegen die Konzeption. Sie sei – Wetzig macht gar keinen Hehl daraus – den ökonomischen Rahmenbedingungen geschuldet. Und die besagten, dass der HfG-Stiftung sich ohne öffentliche Subvention finanzieren müsse.

Aktuell bedeute dies, dass der Stiftung dann, wenn die psychosomatische Medizin der Uni Ende 2012 vollends aus- und in ihre neue Klinik auf dem Oberen Eselsberg eingezogen ist, keine Mieteinnahmen mehr hätte; diese betrugen laut Wetzig zu Zeiten, als die Uni als Generalmieter sämtliche HfG-Immobilien belegte, 300 000 Euro im Jahr.

Kurzum: Man sei gezwungen gewesen, nicht nur einen Plan zur baulichen Sanierung der in den frühen 50er Jahren von Max Bill entworfenen HfG-Gebäude, die Denkmalrang haben, zu entwickeln. Es habe auch gegolten, sich neue Einnahmequellen zu erschließen. An diesem Punkt sieht sich der Stiftungsratsvorsitzende auch ideologisch den Gründern der HfG nahe, die die Hochschule stets von einer Stiftung getragen sehen wollten und nicht von der öffentlichen Hand, um den staatlichen Einfluss auf die Lehre zu begrenzen. Zur ganzen Wahrheit gehört freilich auch, dass das Ende der HfG nach nur 13 Jahren nicht zuletzt auf zu geringe öffentliche Finanzmittel zurückzuführen war.

Wie auch immer: Wetzig zeigte sich überzeugt – und erntete bei der Besichtigung keinen großen Widerspruch: Das Drei-Säulen-Konzept sei tragfähig. Erstens Vermietung ans HfG-Archiv, was 160 000 Euro/Jahr von der Stadt einbringe; zweitens Vermietungen an private Büros und Studios aus im weitesten Sinne gestalterischen Bereichen, also Architekten, Designer, Künstler oder auch Schmuckgestalter wie der erste und bisher einzige Anker-Mieter Ehinger-Schwarz; drittens Einnahmen aus einem Veranstaltungszentrum, gruppiert rund um ehemalige Mensa und legendäre HfG-Bar.

polis