Premiere in Ulm – Ein Grieche im Gemeinderat

Erstmals wird in Ulm ein Ausländer Stadtrat: Der Grieche Georgios Giannopoulos rückt in der SPD für Hans-Jörg Derra nach. Dieser hört nach zwölf Jahren auf.

¸¸Stadtrat zu sein ist nicht nur eine Last, sondern auch eine Lust“, sagt Hans-Jörg Derra. Lust hat ihm, von 1992 bis 1994 Fraktionschef der Ulmer Rathaus-SPD und seither Vize Martin Rivoirs, beispielsweise bereitet, dass er den Stadtentwicklungsverband Ulm/Neu-Ulm mit einfädeln konnte. ¸¸Diese Zusammenarbeit muss ausgebaut werden.“ Dieser Satz verrät, dass Derra sein Mandat nach zwölf Jahren nicht frohen Herzens aufgibt. Die berufliche Belastung lasse ihm aber keine Wahl, sagte er gestern, nachdem er am Montag die Fraktion über seinen Rückzug aus der Kommunalpolitik unterrichtet hatte.

Derras Abschied sorgt für eine Premiere: Für ihn rückt Georgios Giannopoulos nach. Er ist der erste Ulmer Stadtrat, der keinen deutschen Pass hat und nach dem Italiener Francesco Giordano, der Ortschaftsrat in Lehr ist, erst der zweite Ausländer überhaupt, der in Ulm zu kommunalpolitischen Weihen kommt. Zwar ist Giannopoulos vor 35 Jahren in Deutschland, in Blaubeuren nämlich, zu Welt gekommen. Und in Ulm lebt der Informatiker, der als Berater bei einem führenden Unternehmen der IT-Branche angestellt ist, seit nunmehr einem Vierteljahrhundert. Einen deutschen Pass aber hat der Grieche nicht. 1999, als erstmals Ausländer aus Staaten der Europäischen Union zu Kommunalwahlen antreten konnten, hatte Giannopoulos auf der SPD-Liste kandidiert. Damals noch parteilos (inzwischen aber SPD-Mitglied), kam er mit 11387 Stimmen auf den zwölften Platz und verfehlte den Einzug in den Gemeinderat knapp.

Giannopoulos ist bis heute Grieche geblieben, weshalb in seiner Brust zwei Herzen schlagen. ¸¸Ein griechisches und ein deutsches.“ Sie dürften am 20. Februar aufgeregt schlagen, wenn der Wechsel im Rat vollzogen und er verpflichtet wird. Ganz ohne kommunale Erfahrungen ist er nicht, gehört er doch dem Internationalen Ausschuss an.

Hans-Jörg Derra zieht derweil die Konsequenz aus beruflichem Erfolg. Aus einer kleinen Kanzlei ist ein florierendes mittelständisches Rechtsanwalts-Unternehmen geworden mit Standbeinen in Dresden, Bologna, Turin, seit kurzem auch in Berlin und mit 100 Beschäftigten. Derras Schwerpunkt: Wirtschafts- und internationales Recht.

polis