Europa nicht in den Köpfen angekommen

Sieben Stadträte schicken die Grünen künftig in den Gemeinderat. Pietrina Carta-Chessa, die auf Platz sieben kandidierte, ist nicht dabei. Die seit 19 Jahren in Ulm lebende italienische Lehrerin bekam 6900 Stimmen, 500 weniger als Miichael Joukov, der auf Platz sieben vorpreschte. „Klar bin ich enttäuscht“, sagt Carta-Chessa. Zumal sie die einzige ausländische Frau auf einer Liste gewesen sei. Für sie stelle sich die Frage, „ob Ulm sich als europäische Stadt bezeichnen darf“. Dass es trotz eines Ausländeranteils von mehr als 18 Prozent keinen einzigen Nichtdeutschen im Rat gebe, sei „traurig und ein wenig diskriminierend“.

Auch Dr. Romano Cinetto bedauert, dass kein Nichtdeutscher dem Gemeindrat angehört. „Zumindest einen Vertreter hätten verdient gehabt“, sagt der Architekt, der auf einem eher aussichtslosen achten Listenplatz für die Unabhängige Wählervereinigung Söflingen (UWS) kandidiert hatte. Das Bewusstsein für „Andres-Seiende“ sei in Ulm eben nicht besonders stark ausgeprägt, glaub er. Andererseits will er den Deutschen nicht den schwarzen Peter zuschieben. „Bei den EU-Ausländern war die Wahlbeteiligung sehr schwach“, sagt Cinetto, „da sind wohl gerade mal 20 Prozent zur Urne gegangen“. Enttäuscht sei er daher auch vor allem darüber, dass es ihm nciht gelungen sei, seine Landsleute zum Wählen zu motivieren.

polis