Wenn Politiker kochen

Wenn Politiker kochen

SWP Kochen Weststadthaus
So lustig kann Kochen sein: Georgios Giannopoulos rührt, Martin Rivoir lacht sich schlapp. Foto: Lars Schwerdtfeger

Weil das Weststadthaus einen personellen Engpass hat, springen Politiker ein. Als Köche. Fast alle Fraktionen sind dabei.

Viele Köche verderben den Brei, heißt es. Der SPD ist das nicht passiert. Und zwar nicht nur deswegen, weil die sieben Gemeinderatskandidaten gar keinen Brei zusammengerührt, sondern Maultaschen mit Kartoffel- und Endiviensalat aufgetischt haben. Yasemin Arpaci, Robert Albrecht, Elisabeth Klump, Malika Mangold, Georgios Giannopoulos, Katja Hoffmann und Martin Rivoir haben gestern als Aushilfsköche dafür gesorgt, dass der Mittagstisch im Weststadthaus nicht ausfallen musste.

Das Team des Weststadthauses war plötzlich in Personalnot geraten: eine Köchin im lange geplanten Urlaub, die andere krank, und die dritte, die Aushilfsköchin, 71 Jahre alt und nicht ständig einsetzbar. Was wird nur aus dem Mittagstisch, fragte sich Banu Öner vom Hausmanagement bang. Das günstige Mittagessen, das dienstags bis donnerstags angeboten wird, nutzen nicht nur Beschäftigte aus umliegenden Betrieben, sondern gerade auch Lobbycard-Besitzer und Schüler.

Öner startete per Email über die Adressliste der AG West einen Hilferuf. „Die Resonanz war überwältigend“, erzählt sie. Etliche erklärten sich spontan bereit zu helfen, eine Teilnehmerin eines Malkurses im Weststadthaus nahm sogar extra drei Tage Urlaub. Banu Öner ist beeindruckt: „Mit so vielen Antworten hätte ich nie gerechnet. Wir sind wirklich ein Bürgerzentrum.“

Im Email-Verteiler waren auch Genossen. Sie wollen nicht nur kochen, sie hatten auch die Idee zu einer fraktionsübergreifenden Hilfsaktion. „Damit das Weststadthaus und die AG West ihre gebotene Neutralität wahren und die Chancen für alle Parteien und Wählervereinigungen gleich sind, laden wir alle Mitbewerber ein, ihre Kochkünste unter Beweis zu stellen“, schrieb Holger Oellermann an die Fraktionschefs.

Die Grünen waren gleich dabei. Sie servieren am 20. März „Energieküchlein aus Hirse“, dazu Salat. Eine Woche später übernimmt die CDU den Küchendienst und bringt Deftiges auf den Tisch: Kasslerbraten mit Salzkartoffeln und Sauerkraut. Auch der FWG schmeckt die Aktion. Was gekocht wird? „Noch unklar“, sagt Reinhold Eichhorn. Aber seiner Kollegin Helga Malischewski wird als ehemaliger Gastronomin schon noch was einfallen.

polis