Dioxin: Dauerbrenner unter den Agro-Skandalen

Alfred Toepfer, eine Tochterfirma des US-Agromultis Archer Daniels Midland (ADM), ist mit 10 Milliarden Euro Umsatz eine respektable Instanz. Doch auch die größten Konzerne verlieren in der globalisierten Futterkette immer häufiger die Übersicht. Wenige Jahre später musste der Nahrungs-Multi Nestlé in seiner 5-Minuten-Terrinenfabrik im westfälischen Lüdinghausen nach der Herkunft seiner Geflügelfitzelchen in den Plastiknäpfen forschen. Grund: Dioxinverdacht. Drei Wochen dauerte die Suche nach Auskunft der Angestellten.

In den Geschäftsbeziehungen und Lieferketten verschwimmen irgendwann die Grenzen zwischen seriösen, angesehenen Unternehmen und dubiosen Produzenten.

Im Mittelpunkt gleich zweier Dioxin-Affären stand ein Mann namens Jan Verkest, Chef einer kleinen Fettschmelze und Zulieferer der Futterindustrie.

Schon 1999 kam es zu seiner ersten großen Dioxin Affäre: Jan Verkest war damals verhaftet worden. Zwei belgische Minister, Marcel Colla und Karel Prinxten, mussten zurücktreten. Zweihundert belgische Farmen wurden gesperrt, 60000 Schweine und sieben Millionen Hühner geschlachtet. Die belgische Ausfuhr brach zeitweilig fast vollständig zusammen. Auf eine Milliarde US-Dollar (760 Millionen Euro) wurde der Schaden durch unverkäufliche Agrarprodukte geschätzt.

Für Jan Verkest, den Inhaber der kleinen Fettschmelzerei, blieben die Skandale ohne erkennbare Folgen. Er hat auch nichts Verbotenes getan. Auch die anderen Beteiligten werden strafrechtlich nicht belangt. Niemand wurde zur Rechenschaft gezogen.

Nach dem ersten Dioxin-Fall im Jahre 1999 hatte Verkest seine Firma umbenannt, in »Profat«. Und löste bald wieder einen Dioxin-Skandal aus, mit Hilfe eines Zulieferers namens Tessenderlo, einem Kunstdünger-Giganten aus einem belgischen Ort gleichen Namens.

kassandra