Dioxin: Dauerbrenner unter den Agro-Skandalen

Natürlich schadet es nicht, wenn einer mal ein Dioxin-Ei isst. Doch es kann, was in der aktuellen Krisendebatte gar nicht zur Sprache kam, auch wie ein Hormon in Körper wirken, Sexualität und Fortpflanzung stören, zur Zuckerkrankheit Diabetes und Immunschwäche beitragen. Dioxin ist überall, aber kein gottgegebenes Schicksal. Es ist vom Menschen gemacht – und daher vermeidbar. Doch die Menschen haben die Kontrolle über ihre Nahrungsversorgung verloren – und so taucht das Supergift immer wieder im Essen auf.

Bisher galt als Hauptgefahr, neben Hautschäden bei höheren Dosen, das Krebsrisiko durch Dioxin. Doch auf Dauer wirken auch winzige Mengen, beispielsweise aufs Hormonsystem. Dies wurden in Studien aus den letzten Jahren nachgewiesen.

Vor allem bei Neugeborenen kann das Gift schon in geringen Dosen das Immunsystem stören. Dabei können andere Hormonchemikalien, etwa aus Plastik (im Fachjargon: „Endocrine disruptors“) die Effekte zusätzlich verstärken, wie japanische Wissenschaftler im Jahr 2009 herausfanden.

Schon eine einzige Dioxin-Dosis vor der Geburt kann auf diese Weise bei Ratten die Gehirnentwicklung stören, so eine Studie aus dem italienischen Bologna vom vorigen Jahr.

Je mehr Dioxin im Blut, desto höher das Risiko für die Zuckerkrankheit Diabetes, ergab eine Untersuchung unter Bewohnern einer dioxinverseuchten Region in Taiwan, ebenfalls im Jahr 2010.

Verschiedene Studien zeigten auch schädliche Auswirkungen auf die Schilddrüse, auf Spermaqualität und Fortpflanzungsfähigkeit.

Über zweihundert verschiedene Verbindungen des Ultragiftes kennt die Fachwelt. Am bekanntesten ist das sogenannte »Seveso-Dioxin«, von Chemikern als »2,3,7,8 Tetrachlordibenzodioxin«, oder kurz »2,3,7,8 TCDD« bezeichnet.

kassandra