Kulturmacher Schlafmuetzen Burgfraeulein

Aufwachen! Es blendet so! Alleinstellungsmerkmale mit Strahlkraft, Leuchtturmveranstaltungen, Schwerpunktthemen . . . Ja, es soll nicht verschwiegen werden, gestern ging es im Kulturausschuss nicht nur um personelle Petitessen wie Museums- und Theaterleitung, sondern um gaaanz Glaaanzvolles, nämlich um „Ulm, Kulturstadt an der Donau“.

Ein Slogan, der einen hohen Anspruch bedeutet, wie Kulturbürgermeisterin Sabine Mayer-Dölle weiß. Gerade in der Krise. „Das Basisangebot in der Breite auf qualitativ gutem Niveau nachhaltig sicherzustellen“, so lautet die erste Aufgabe der Kulturpolitik. Im Ernst: Genau das ist vernünftig angesichts leerer Kassen. Aber man will eben doch Visionen haben. Leuchttürme und so.

Auf zehn Seiten breitet die Verwaltung das aus. „Gut zu sehen, dass das Thema nicht eingeschlafen ist“, meinte zwar Dr. Dieter Lang (Grüne) – aber sonderlich wach sah die Runde nicht drein. Manchmal fühlte man sich an die unselige Debatte um die „Integrierte Kulturkonzeption für die Stadt Ulm“ erinnert. Eine externe Gutachterin war dafür anno 2005 im Ausschuss ziemlich grob abgebürstet worden. Nun konzipiert man in der Stadt eher unter sich, aber die Kulturbürgermeisterin ließ gestern vorsichtshalber ihre Vize Iris Mann vortragen – man weiß ja nie, ob Unbill droht.

Ärger nahte in Gestalt Dr. Thomas Kienles (CDU): „So kommen wir nicht weiter!“ Er habe genug vom jahrelangen „Ideenspektakel“ und lehne es ab, weiter zu träumen. Und an die Adresse Mayer-Dölles: „Verschonen Sie uns in Zukunft mit solchen Papieren und kommen Sie mit konkreten Vorschlägen.“

Ralf Milde (FWG/FDP) hingegen zeigte sich im Namen seiner Fraktion „ausgesprochen zufrieden mit Dynamik und Ideenreichtum“ des

Kulturstadt-Prozesses. Dann sprach er böse über Burgherren, die auf zu vielen Hügeln säßen, zum Beispiel Peter Langer. Mayer-Dölle mahnte, da nicht die Burgfräulein zu vergessen, was irgendwie lustig war. Georgios Giannopoulos (SPD) forderte noch, in Krisenzeiten das Träumen nicht zu verlernen.

Dazu freilich muss man erst wieder einschlafen. Also gute Nacht, Kulturstadt.

polis