Es geht um Zukunft, nicht um Herkunft

„Erfolgsfaktor Bildung“ – mit diesem Titel war der zweite Ulmer Tag der deutsch-türkischen Wirtschaft im Kornhaus überschrieben. Organisiert wurde er unter der Federführung des Unternehmerverbandes Alb-Donau (ADUV) zusammen mit der Stadt Ulm.

Drei, die ihren Weg im deutschen Bildungssystem geschafft haben, standen auf dem Podium als Erfolgsbeispiele, die Mut machen sollen: Cigdem Cetinkaya, Blausteiner Filialleiterin der Sparkasse Ulm, Nurettin Dogan, Geschäftsführer seiner NAF GmbH und Georgios Giannopoulos, heute Informatiker und SPD-Stadtrat. Alle drei sind sich einig: Jede Chance auf Bildung und Weiterbildung nutzen, dann wird’s was mit dem Erfolg. Eine Erkenntnis, die auch für Nicht-Migranten gilt.

Reicht Grundwissen beim Kind?

Dr. Jens Schneider als Gastreferent von der Universität Amsterdam und Ulms IHK-Hauptgeschäftsführer Otto Sälzle lieferten sich einen wahren Hahnenkampf, wer denn nun mit seinen Beobachtungen und Untersuchungen richtig liege: Soll die Beherrschung deutscher Sprache schon im Kindergartenalter als Voraussetzung erwartet und entsprechend gefördert werden, was Sälzle postulierte? Oder reichen Grundkenntnisse, die sich im Laufe der frühen Schulzeit einpendeln würden, wenn der Faktor „Migranten-Hintergrund“ nicht von vornherein als Problem betrachtet und behandelt werden würde? So sieht es – grob zusammengefasst – Jens Schneider.

Hatice Camdere, eine türkische Frau, die bei Ratiopharm eine leitende Position innehat, sagte in prägnanten deutschen Worten: „Sie haben ja recht mit ihren Feststellungen. Es kommt doch darauf an, was wir daraus machen.“ Der Wille, etwas zu tun, wurde jedenfalls von vielen Seiten der rund 350 Gäste unterstrichen. Vor allem die Stärkung der Bildung stand im Fokus der Veranstaltung. Die Schirmherrin des Abends, Bundesbildungsministerin Annette Schavan verdeutlichte, dass mittlerweile klar sei, wie Chancen vertan werden, wenn versucht werde, Migranten einfach nur einzugliedern: „Wir wollen, dass alle Menschen in Deutschland ihre Talente nutzen.“ So sollte die Muttersprache als zusätzliche Kompetenz betrachtet werden. „Die Stärken suchen, die Stärken fördern“, formulierte die Ministerin das Ziel. Eine Voraussetzung dafür ist, dass jedes Kind am ersten Schultag seine Lehrer verstehen sollte. Es gehe nicht um Herkunft, es gehe um Zukunft.

polis