Dreiste Entmachtung eines Pharma-Schrecks

Der Pharma-Schreck Peter Sawicki – bisher allerdings war genau dieser Ruf seine beste Empfehlung. Nur so konnte er zusammen mit seinem Prüfinstitut unabhängig und entschlossen gegen Schein-Innovationen der Medikamentenhersteller zu Felde ziehen, die neue und vor allem teure Mittel mit fraglicher Wirkung auf den Markt schmeißen – bis der weiße Ritter Sawicki ihnen auf die Schliche kommt: Um genau diese Pillen aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen zu streichen und um die profitgierigen Arzneimittelhersteller zu entlarven. Sein größtes Verdienst ist aber, dass er dem deutschen Gesundheitssystem auf diese Weise unnötige Ausgaben in Millionenhöhe erspart.

Vorgeschobene Gründe

Jetzt aber wendet sich das Blatt gegen den unerschrockenen Kämpfer. Der Anstoß – Sawickis angebliche Mauscheleien bei Spesenabrechnungen – ist nur vorgeschoben. Nach dem Motto, ist der Ruf des kritischen Wissenschaftlers erst ruiniert, kann er ganz ungeniert entmachtet werden. Und nebenbei lässt sich noch der Medikamenten-TÜV umbauen. Heißt: auf Linie bringen. Um die Pharmakonzerne wieder zu versöhnen.

Warum lässt die Union der FDP freie Hand?

Doch in Wirklichkeit wurden längst die Fäden gezogen. FDP-Gesundheitsminister Philipp Rösler hat einen wichtigen Lobbyisten der Privatversicherer in seinem Haus als Abteilungsleiter platziert. Das ist kein Zufall. Das riecht mächtig nach Klientelpolitik. So dass sich die Frage aufdrängt, ob nach den Steuergeschenken für Hoteliers bald Rabatte für Pharmaindustrie, Apotheker und die private Versicherungswirtschaft folgen – und wann sich der Gesundheitsminister um das Schicksal der 70 Millionen gesetzlich Versicherten kümmert? Erstaunlich ist nicht nur die Dreistigkeit in diesem Fall, sondern auch, dass die Union da überhaupt mitmacht und ihrem kleineren Partner FDP komplett freie Hand lässt.

kassandra