Vorstoß für Bürgerzentrum in Söflingen

Vorstoß für Bürgerzentrum in Söflingen

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Die Stadträte Martin Ansbacher (SPD) und Reinhold Eichhorn (FWG) machen jetzt Ernst in Sachen eines Bürgerzentrums für Söflingen. Hintergrund: Anders als andere Ulmer Stadtteile hat die Vorstadt kein solches Stadtteilzentrum.

“Wir setzen uns für die Errichtung eines Bürgerzentrums in Söflingen ein”, schreiben Eichhorn und Ansbacher, der zugleich Vorsitzender des Vorstadtvereins Söflingen ist, an Oberbürgermeister Ivo Gönner. Anbieten dafür würde sich das alte und größtenteils leerstehende Grundschulgebäude im Klosterhof neben dem Forsthaus. “Da die Räumlichkeiten hierfür vorhanden sind, würde sich der Aufwand auch in finanzieller Hinsicht überaus überschaubar halten.”

Der Bedarf sei ohne Zweifel gegeben, heißt es in diesem fraktionsübergreifenden Antrag weiter. Es gebe in Söflingen zwar eine überaus aktive Bürgerschaft und zahlreiche aktive Vereine mit verschiedensten Aktivitäten, dafür fehle es allerdings an einem zentralen öffentlichen Veranstaltungsort und Treffpunkt, der auch inhaltlich die vielfältigen Funktionen eines Bürgerzentrums erfüllen würde. So könne es von örtlichen Schulen ebenso wie von Vereinen, Institutionen und Privatpersonen genutzt werden und dabei Kursen, Tagungen und Feiern offenstehen. Einrichtung und Organisation sollten im Austausch der Bürgerschaft – “vertreten durch den Vorstadtverein” – entwickelt werden.

Söflingen: Auf der Suche nach sich selbst

Söflingen: Auf der Suche nach sich selbst

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Lange galten die Söflinger in unverbrüchlicher Hassliebe zur Gesamtstadt als die besseren Ulmer. Doch der Lack ist ab. Die Söflinger haben eine Identitätskrise. Wie, bitteschön, soll man damit klarkommen, draußen im Klosterhof?

Wenn sie so um den Tisch herum dasitzen, die Vertreter von sage und schreibe 25 Söflinger Vereinen, dann ist das eine Demonstration der Macht. So wie jetzt bei der Hauptversammlung ihres Dachverbands, des vereinigten Vorstadtvereins Ulm-Söflingen. Dieser ist eines der vielen Gremien, die der verstorbene Großsöflinger Udo Botzenhart zu Stärke und Ruhm geführt hat, bayerisches Motto, schwäbisch abgewandelt: Mir senn mir.

Aber: Der Lack ist ab. Immer öfter heißt es: Wer sind wir eigentlich? Lange galten die Söflinger in unverbrüchlicher Hassliebe zur Gesamtstadt als die besseren Ulmer. Vorbildlich selbst organisiert. So hat man es gern. Jetzt klingt unterschwellig ein angeknackstes Selbstvertrauen durch. Die Söflinger fühlen sich vermutlich gerade wegen dieser Einzigartigkeit ein bisschen unter Wert verkauft. Vernachlässigt. Sie scheinen sogar ein bisschen beleidigt zu sein, wobei da ein Anflug von Selbstmitleid mitschwingt. Unglaublich. Das zeigt leider gleichzeitig: Sie haben die Dinge offensichtlich nicht mehr in der Hand

Hat man sich etwa zu lange verlassen auf den Stolz der Vorstadt gegenüber den anderen, hochgekommenen Stadtteilen? So sieht es aus. Und es wird nicht besser dadurch, dass der große Ehrenvorsitzende Botzenhart die Seinen verlassen hat. Aber das ist nur die emotionale Seite. Und dass der Vorstadtverein zuletzt nicht mehr die kräftigen Zugpferde an seiner Spitze hatte, das ist nur die persönliche Seite. Viel entscheidender ist die strukturelle. Denn das Leben um Söflingen herum hat sich geändert. Nachdem die Dörfer um Ulm herum aus der Eingemeindungswelle vor 40 Jahren gut ausstaffiert herausgekommen sind, hat das Ulmer Rathaus in den vergangenen Jahren die Stadträume als entscheidende Variable zur Organisation des Lebens entdeckt. Söflingen? Liegt irgendwo dazwischen.

Ausgerechnet Söflingen, die erste Eingemeindung der Stadt Ulm, die damit 1905 ein tolles Schnäppchen gemacht hat. So wird das jetzt wieder aufgebrüht, wenn die Altvorderen im Vorstadtverein noch nicht beglichene Rechnungen aus dem Eingemeindungsvertrag aufmachen. Das geschenkte Krankenhaus. Die fehlende Badeanstalt. Solche Sachen. Wie gesagt: Verletzter Stolz.

Nachvollziehbar. Bei der Neuordnung der Stadt ist Söflingen nämlich eingruppiert worden. Mit Dialogmodell und Verwaltungsreform gehört es heute zum so genannten Sozialraum West, der weniger traditionell gewachsen als Ausgeburt der bürgerbeteiligten Versorgungsstadt ist. Demnach zählt Söflingen zur Weststadt. Und Sprachrohr ist eine Regionale Planungsgruppe. Wie, bitteschön, sollte man damit klarkommen, draußen im Klosterhof?

Die Abgrenzung ist geradezu körperlich spürbar, wenn sich die Mitglieder im Vorstadtverein selbst hinterfragen. Bestandsaufnahme: In der Weststadt gibt es die AG West. Die kriegt viel Geld. Die hat ein Weststadthaus. Wo bleibt da die Vorstadt? So sagt der neue Vorsitzende Martin Ansbacher: „Was fehlt im Vergleich zur AG West, das ist eine Art Bürgerzentrum für Söflingen.“ Ein Bürgerhaus, untergebracht in einem entsprechend anständig sanierten Komplex aus Forsthaus und altem Schulhaus. Oha. Söflingen definiert sich neuerdings über andere.

Gleichzeitig bewirkt dieses vage Unbehagen, dass man den Zusammenhalt neu beschwört. Das zeigt der aktuelle Vorstandswechsel und das zwar mühsam, dafür aber repräsentativ zusammengesuchte Team. SPD-Stadtrat Ansbacher kann nicht bloß als Kommunalpolitiker, sondern auch als Kabarettist und Gelegenheitsmoderator gscheit schwätzen und das heißt: mitziehen. Die Vereine sollen dafür jetzt einzeln abgeklappert werden. Mit in seinem Team sitzt der knitze Optikermeister Rainer Baechelen mit kurzem Draht zum Söflinger Handel: „Wir müssen Söflingen gegenüber Ulm stärken!“ Hans-Dieter Eibelshäuser hält als Schulhausmeister Kontakt zur Stadt. Georgios Giannopoulos soll den Verein in die neuen Medien führen. Der stadtbekannte Radiomacher Marc Herrmann ist fürs Trommeln in der Öffentlichkeit da. Neben dem Verein hält sich der geschäftstüchtige Szene-Wirt Michael Freudenberg bereit, der mit seinem Biergarten den Klosterhof neu belebt hat und zum Beispiel einem Söflinger Weihnachtsmarkt etwas abgewinnen könnte, der Ansbacher vorschwebt. Und dann ist da noch die Meinloh-Schulleiterin Heike Veile-Selig, die sich eine Meinloh-Halle wünscht, die auch zu Veranstaltungen taugt, Wunschtraum: „Ein Konzertsaal – so was fehlt in Söflingen.“

Sie alle wollens wissen. Damit ist die Botschaft für Ansbacher klar: „Söflingen braucht eine politische Vertretung gegenüber der Stadt.“ Und das ist nicht die Regionale Planungsgruppe. Und keine AG West. Sondern ein „mutiger“ Vorstadtverein, in dem „keine parteipolitischen Süppchen gekocht“ werden, in dem CDU und SPD und FWG an einem Strang ziehen und natürlich auch die Grünen eingeladen sind – bloß dass man die halt mehr in Planungsgruppen verortet sieht.

Selbst wenn die Zeiten des Sozialraums Söflinger Art vorbei sein dürften, in denen es Gewohnheit war, die Dinge selber anzupacken, bevor man auf die Idee kommt, die Stadt zu fragen – die Voraussetzungen für eine Wiedererstarkung des Eigenlebens der Vorstadt sind gut. Der Stadtteil zieht junge Familien an, hat einen starken Sportverein, einen Wochenmarkt und die Strambe vor der Tür. Er hat dörflich-idyllische Ecken und ist doch großstädtisch genug, dass man sich über den Parkverkehr aufregen kann. Jetzt gilt es, „das zu beleben, was Söflingen zu bieten hat“, sagt Ansbacher.

Beispielhaft dafür steht das Meinloh-Forum, das es vor zehn Jahren zum 100-Jährigen der Eingemeindung gab, denn es steht heute meist ungenutzt leer. Für Ansbacher sichtbarstes Zeichen dafür, dass „das Zusammenspiel fehlt“. Daran wird jetzt gearbeitet. Und um das Forum zu bespielen, muss man ja nicht unbedingt Söflinger sein. Es könnte auch heißen: „Ulmer, kommt doch mal raus!“ Das ist doch mal ein ganz neuer Ansatz.

Schulterschluss für Söflingen

Schulterschluss für Söflingen

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Neue Aufstellung an der Spitze des Vorstadtvereins Söflingen: Vorsitzender ist jetzt Martin Ansbacher. Mit einem Team aus alten und neuen Gesichtern ruft er zu einem wieder stärkeren Einsatz für Söflingen auf.

Neu-Stadtrat von der SPD löst Alt-Stadtrat von der CDU ab: Zuletzt schwächelte der Vorstadtverein Söflingen, weil sein Vorsitzender anderweitig gebunden war – Christof Nagel, mittlerweile Ex-Stadtrat, war als Leiter im Berliner Abgeordnetenbüro von Annette Schavan und nun ihres Nachfolgers Waldemar Westermayer kaum abkömmlich. Seit bald einem Jahr lief deshalb die Suche nach einer Nachfolge; die ist nun gleich im Paket gefunden worden und auf der Jahreshauptversammlung am Donnerstag einstimmig gewählt worden.

Es übernimmt Martin Ansbacher, im Mai neu in den Ulmer Gemeinderat gewählt. Er ist in Söflingen groß geworden und dort verbandelt mit der TSG und dem KCC und außerdem Ortsvorsitzender der SPD im Ulmer Westen. Mit ihm packen im Vorstand an: Rainer Baechelen, Georgios Giannopoulos, Hans-Dieter Eibelshäuser, Radio-Mann Marc Herrmann als Pressewart und die altbewährten Kräfte Michael Kaupper und Dorle Ehrler.

Michael Karan, der den Laden als Stellvertreter zuletzt federführend zusammenhielt, und Ansbacher betonten, dass die Söflinger Vereine wieder stärker zusammenrücken, sich besser austauschen und engagieren sollten. Ansbacher formuliert das ausdrücklich politisch: „Söflingen braucht eine Vertretung gegenüber der Stadt“, dafür soll der Vorstadtverein „mutig“ einstehen. Ziele hat das neue Team auch schon formuliert: So soll „eine Art Bürgerzentrum“ her. Außerdem will man die eigentlich gute Infrastruktur besser nutzen, vor allem mit Blick aufs Meinloh-Forum. All das soll im Gespräch mit den Vereinen, dem Handel, der Schule entwickelt werden.

Die Ulmer SPD hat viele Rezepte für Ulm

Die Ulmer SPD hat viele Rezepte für Ulm

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Grünkohl und geschmorter Hund

Die Ulmer SPD hat viele Rezepte für Ulm – unter anderem Kässpätzle und eingemachtes Kalbfleisch. Die SPD-Kandidaten kochen.

Von der Ulmer SPD kann man halten, was man will. Aber: Wenn einer der Genossen in den Gemeinderat gehört, dann der Stadtführer und Reiseleiter Thomas Jetter. Aus zwei Gründen: zum einen, weil er am liebsten eingemachtes Kalbfleisch kocht. Denn wer dieses Gericht liebt, kann kein schlechter Mensch sein. Zum andern, weil Jetter über seiner Körperfülle steht. Wo andere staatsmännisch über ihre Kandidatur räsonieren, sagt er bloß: „Ich kandidiere für zwei Sitze im Ulmer Gemeinderat.“

Wo das zu lesen ist? In einem Kandidatenfächer, der die Kandidaten von Platz 1 (Dorothee Kühne, Käsemakkaroni) bis Platz 40 (Martin Grünitz, Bramata) mit Fotos ihrer Lieblingsspeisen zeigt. „Kandidatenküche. Unsere Rezepte für Ulm“ – so heißt die kleine, von einer Schraube im linken (!) oberen Eck zusammengehaltene Zettelsammlung, die die Genossen zur Kommunalwahl unters Volk bringen. In lediglich 1000 Exemplaren. Wer also wissen will, was Prof. Birgit Liss (Platz 15) kocht, ran an den Speck! Obwohl: Liss kocht nicht selber, sie lässt kochen – und zwar Mutti. Grünkohlsuppe. Und Claudia Riecker (Platz 29) isst nur, sie kocht nur selten („bin berufstätig“). Rezept? Fehlanzeige!

Sage nur einer, der SPD mangele es an Inhalten – im Zweifel wird man in der Gemüsesuppe fündig. Sellerie, Lauch und Karotten eben. Ansonsten? Meist bodenständig-schwäbische Küche. Kässpätzle werden aufgetischt, Linsen und Spätzle sowie schwäbischer Wurstsalat. Ausgefallenes steuern Dr. Haydar Süslü (6, Karniyarik) und Georgios Giannopoulos (8, Paidakia) bei. Dr. Dagmar Engels (3) versucht sich an Rosenkohl Indisch, Martin Grünitz (40) gart den Gott der indischen Küche: Bramata. Nein, bei Bramata handelt sich um Polenta auf Graubündner Art.

Die Idee der Ulmer Werbeagentur Stacheder und Sander ist gelungen. Nur: Drei Eier für ein Kässpätzle-Rezept für vier Personen – das nennt man schwäbisch-sparsam. Da kann die Agentur nichts dafür, sondern die Kandidatin Ulrike Häufele (5). Karsten Sander verbrennt sich die Finger indes an einem Foto. Denn eingemachtes Kalbfleisch sieht anders aus – und nicht wie geschmorter Hund. Sander stellt sich der Kritik: „Das ist natürlich eine kulinarische Katastrophe.“